Zella-Mehlis ist reich an Geschichte!

Die Museen der Stadt Zella-Mehlis vereinen mit dem Stadtmuseum in der Beschußanstalt », dem Technikmuseum Gesenkschmiede » und dem Heimatmuseum Benshausen » eine museale Erlebnis- und Bildungswelt in den Bereichen Stadtgeschichte, Kulturgeschichte, Industriegeschichte, Technikgeschichte und Volkskunde.
Erfahren Sie mehr über die Vergangenheit der Stadt, über deren Berühmtheiten, über Erfindungen, sportliche sowie technische Besonderheiten und lernen Sie Zella-Mehlis und Benshausen von einer anderen Seite kennen!
Viele meinen, nachdem sie ein Stadt- oder Heimatmuseum besucht haben, kennen sie alle, weil sie sich oft ähneln ... unsere Museen sind anders!  Kommen Sie uns besuchen und Sie werden überrascht sein, wie ein Museum sein kann, klar gegliedert, informativ, interessant gestaltet ... und Sie werden dann wissen, was die Welt ohne Zella-Mehlis wäre – undenkbar!

Neuigkeiten

Objekt des Monats Februar 2022 – Thelta-Sonne

Thelta Sonne

In der Winterzeit werden wir von der Sonne nicht gerade verwöhnt. Das fehlende Sonnenlicht hat natürlich auch Folgen auf unser Wohlbefinden. Abgesehen von allgemeiner Antriebslosigkeit (Winterblues) macht sich auch ein Mangel an Vitamin D bemerkbar. Neben erhöhter Infektanfälligkeit, Haarausfall, Muskelschwäche, Muskel- und Gliederschmerzen zählen vor allem eine gestörte Knochenmineralisation mit Knochenschmerzen und -verformungen (Rachitis) zu den wichtigsten Symptomen. Abhilfe schaffte man früher mit der Einnahme von Lebertran, der neben Omega-3-Fettsäuren vor allem die Vitamine A und D enthält. Nun ist ja Lebertran nicht jedermanns Sache. Auch ein ausgedehnter Aufenthalt im Sonnenlicht kann den Mangel beheben, dieses ist in der dunklen Jahreszeit eben ein rares Gut. Doch der menschliche Erfindergeist hat auch hier einen Ersatz entwickelt – die Höhensonne!

Prospekt 1940

Prospekt der Firma Melzer&Seipp aus den 1930er Jahren

Prospekt 1940

Schon in den 1930er Jahren wurden verschiedenste Modelle angeboten

Diese geht auf ein Patent des Erfinders der Quecksilberdampflampe, Richard Küch, aus dem Jahre 1904 zurück und seit 1941 ist die Bezeichnung „Höhensonne“ eine Marke des Unternehmens „Heraeus Noblelight“. Der im Hochgebirge verstärkt wirkende Ultraviolettanteil der Sonnenstrahlung ist vermutlich namensgebend für diese Geräte. Die damit erzeugte Ultraviolettstrahlung diente Therapiezwecken, sowohl für den häuslichen Gebrauch als auch in Kliniken und Sanatorien und in der Nachkriegszeit wurden in Kindergärten und Schulen regelmäßige Bestrahlungen durchgeführt.

Wie in unserem Exemplar zu sehen, besteht die Heimsonne im Wesentlichen aus einer mittig angeordneten Quarzlampe (UV-Strahlung), oben und unten befinden sich Heizstäbe (Infrarotstrahlung). Seitlich befindet sich noch ein Kurzzeitwecker zur Kontrolle der Bestrahlungsdauer. Das war wichtig, denn die Lampen emittierten beträchtliche Mengen harter Ultraviolettstrahlung, was mit einem typischen Geruch von Ozon, es wird durch die Strahlung aus dem Luftsauerstoff gebildet, verbunden war. Für den Schutz der Augen während der Bestrahlung wurden spezielle Schutzbrillen verwendet, um eventuellen Bindehautentzündungen vorzubeugen. Heimsonnen sind mittlerweile aus der Mode gekommen, da sie Hautkrebs hervorrufen können.

Die hier als Objekt des Monats gezeigte Thelta-Heimsonne aus dem Kombinat VEB Elektrogerätewerk Suhl wurde in den 1980er Jahren in Zella-Mehlis hergestellt. Das hiesige Werk hatte eine lange Tradition im Elektroapparatebau.

Im Jahre 1885 wurde die Firma Melzer&Feller im damaligen Zella St. Blasii gegründet und um 1890 wurde neben der Zellaer Kirche ein Produktionsgebäude errichtet. Zunächst befasste sich das Unternehmen mit der Fertigung von Kleineisenprodukten und Werkzeugen, im Speziellen mit Sattlerwerkzeugen.

Nach dem Ausscheiden von Feller im Jahre 1935 änderte sich die Produktpalette und unter der Bezeichnung „‘Thelta‘ Melzer&Seipp Elektro-Apparate-Fabrik Zella-Mehlis“ widmete sich der Betrieb nun erfolgreich der Herstellung von allerlei Elektrogeräten.

Messestand 1952

Präsentation der Firma auf der Leipziger Messe 1952, die letzte als eigenständige Firma

Hierzu gehörten vor allem UV-Bestrahlungsgeräte für allerlei Zwecke, Luft- und Flüssigkeitsentkeimungsanlagen, Hefebestrahlungsanlagen (zur Umwandlung von Provitamin zu Vitamin D), Analysen-Quarzlampen, Reproduktionsanlagen, Dentallampen, Heizstrahler aber auch Sparlampenfassungen, Kleintransformatoren, elektronische Schweißzeit-Begrenzer, beheizbare Lockenwickler uvm.

Prospekt 1970

Zwei Prospekte aus den 1960er Jahren, links für den heimischen Markt, rechts die etwas freizügigere Variante für das internationale Publikum

Infolge staatlicher Repressalien verließ Paul Seipp 1953 die DDR über Westberlin. Der Betrieb wurde enteignet, firmierte nun als „VEB (K) Thelta Zella-Mehlis“ und ist später in das „Kombinat VEB Elektrogerätewerk Suhl“ eingegliedert worden.

Nach der Wende, in den 1990er Jahren, wurde das ehemalige Firmengelände auf Paul Seipps Sohn rückübertragen. Doch das marode Gebäude war nicht mehr zu retten und er musste es auf eigene Kosten abreißen lassen. (ls)