Zella-Mehlis ist reich an Geschichte!
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28. Schmiedefest 2024 – Resümee
Heiße Eisen, schallende Hämmer und viel gute Laune – am Wochenende zog das Zella-Mehliser Schmiedefest wieder Jung und Alt ins malerische Lubenbachtal und überzeugte mit einer tollen Mischung aus eindrücklichen Schmiede-Darbietungen und gemütlicher Genuss-Atmosphäre.
Am Samstag, dem 17. August 2024 fand im Technikmuseum Gesenkschmiede das alljährliche Schmiedefest statt. Auch in seiner 28. Auflage wusste die Veranstaltung rund um das Schmiedehandwerk wieder zu überzeugen. Vor glühendem Ofen wurde kräftig gehämmert, in den Gängen des Museums wurde heiß diskutiert, im Außenbereich ordentlich geschlemmt und gesungen. Dass die Organisation im Jahr 2024 erstmalig in der Hand des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V. lag, der den ehemaligen Schmiedeverein ablöste, tat dem Gelingen des Festes keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: weit über 300 zufriedene Gäste konnten am Abend auf einen schönen, ereignisreichen Sommer-Nachmittag zurückblicken.
Im Mittelpunkt der traditionellen Veranstaltung rund um das Schmiedehandwerk stand die Arbeit von Andreas Schwarz. Der Schmied der Kunstschmiede Schwarz aus Hetschburg war angereist, um zwischen Kohleofen und Amboss und unter den Augen der faszinierten Zuschauer aus ganz unscheinbaren Stücken erhitzten Schmiedeisens kleine Gegenstände zu formen, etwa Nägel oder Haken – eine schweißtreibende Arbeit, die neben körperlicher Kraft, auch jede Menge Filigranität und Ausdauer im Umgang mit dem Werkstoff voraussetzt. Davon konnte sich der ein oder andere jüngere Gast ganz persönlich überzeugen. Gerade die kleinen Jungs ließen es nicht nehmen, selber einmal zum Hammer zu greifen und dem glühenden Eisen ein paar satte Schläge zu verpassen – natürlich immer unter den strengen Augen des Meisters. Schmiedehund Oscar wusste demgegenüber nicht mit glühender Kohle, wohl aber mit dem Charme eines niedlichen Vierbeiners die Herzen der Zuschauer zu erwärmen.
Was das wohl wird?
Über die Abläufe des sogenannten Gesenkschmiedens, das dem Technikmuseum seinen Namen gibt, konnten sich Besucher bei Frank Eiselt, Mitarbeiter der städtischen Museen Zella-Mehlis, ins Bild setzen. Anders als beim Schmied am Amboss wird das Werkstück hierbei nicht durch zeitaufwendiges händisches Verformen des Schmiedeeisens, sondern durch ein gezieltes Aufeinanderschlagen zweier Werkstück-Negative, den Gesenken, hergestellt, was in den Zeiten aufkeimender Industrialisierung Anfang des letzten Jahrhunderts große Stückzahlen und Serien in kurzer Zeit ermöglichte. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, welche Wucht und Lautstärke dabei durch die 6 gewaltigen Brettfallhämmer der Schmiede erzeugt wurden und konnten gut nachvollziehen, warum die Gründerfamilie Wahl einst aus der Stadt ins Lubenbachtal zog – der Betrieb war schlichtweg zu laut für die städtische Umgebung.
Der mächtige Bär des Brettfallhammers führt die Gesenke wuchtig zusammen
Neben dem Schmieden begeisterte das Technikmuseum die zahlreichen Besucher, die zum Fest natürlich kostenfreien Eintritt genießen durften, auch mit seiner großen Sammlung an historischen Bohr-, Fräs- und Stanzmaschinen, welche auf Wunsch auch in Funktion gesetzt wurden. Die kleineren Gäste konnten an der beliebten Museumsrallye rund um das Maskotchen Schmiedehannes teilnehmen. Nach dem Beantworten der durchaus anspruchsvollen Fragen zur Schmiede, wartete am Ende ein kleiner Preis auf die jungen Teilnehmer, die am Bastelstand der Naturschutzjugend (NAJU) darüber hinaus noch beste Unterhaltung fanden.
Ganz andere Klänge, als in der Schmiede, waren ab etwa 14.00 Uhr im idyllischen Außenbereich des Museums zu hören. Dort stimmte das Zella-Mehliser Duo Curbside Chat vor den vollbesetzten Bänken des Hofs Klassiker der 60er, 70er und 80er Jahre, vorwiegend aus den USA an. Kein Wunder, denn Chris Jackson, Gitarrist und Sänger der Band, ist waschechter Amerikaner, den es vor einigen Jahren der Liebe wegen nach Zella-Mehlis verschlug und der jüngst als neues Mitglied des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis begrüßt werden durfte. Schön, dass er sich hier so wohlfühlt.
Curbside Chat sorgte für gute Stimmung
Natürlich wurde auch dem leiblichen Wohl der Gäste Genüge getan. Spätestes um 14.30 Uhr hatten die ersten Thüringer Rostbratwürste vor dem Museumseingang Farbe angenommen und fanden reißenden Absatz bei Jung und Alt. Hausgemachtes Brot mit Griebenschmalz, Zwiebeln und Gurken bereicherte demgegenüber den deftigen Teil der Speisekarte des kleinen Museums-Kiosks im Innenhof. Leckermäuler durften sich hier auch über ein breites Angebot an frisch gebackenem Kuchen freuen, zu dem dampfender Kaffee am besten schmeckte. Wem der Sinn eher nach Erfrischung stand, konnte neben Bier oder Radler auf ein breites Angebot an nicht-alkoholischen Kaltgetränken zurückgreifen.
Der Kuchenkiosk war stets gut besucht
Als besonders schön empfunden wurde auch die Möglichkeit, das Gemüt nach soviel Schmiede-Glut und Sommerwärme mittels Kneipp-Armbadebecken abzukühlen – eine wohltätige Besonderheit des Museums-Außenbereichs. Das dazugehörige Wassertretbecken war zum Fest leider noch nicht wieder begehbar. Dessen Nutzbarkeit steht aber, auch aufgrund erhöhter Nachfrage, auf der to - do - Liste für die weitere Verbesserung des musealen Geländes.
Ein Kommen und Gehen
Gegen 18.00 Uhr fand dann das festliche Miteinander sein Ende. Alle Beteiligten sind sich sicher, diese schöne Zella-Mehliser Tradition in den kommenden Jahren auch unter der Ägide des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V. weiter als feste Größe des feierlichen Zusammenlebens etablieren zu können. Dafür spricht alleine die durchweg positive Resonanz bei den Besuchern und die aufopferungsvolle Unterstützungsarbeit der Vereinsmitglieder, der Stadtverwaltung, der Museumsmitarbeiter und vieler Freiwilliger, ohne die die Durchführung des Schmiedefestes nicht möglich gewesen wäre. Ihnen gilt ein großes Dankeschön, wie auch Herrn Andreas Schwarz, den die Gesenkschmiede hoffentlich auch beim 29. Schmiedefest im kommenden Jahr wieder für tolle Schauvorführungen gewinnen kann.
Glossar
Museum
"Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch."
ICOM-Museumsdefinition 2023