Zella-Mehlis ist reich an Geschichte!
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Im Stadtmuseum entdeckt: Sachzeugnisse aus dem Jahr 1945
Am 1. April 1945 stieß die Dritte US-Armee nach Thüringen vor. In Creuzburg, dem Geburtsort von Hugo Jacobi, kam es zu erbitterten Kämpfen. Durch den Einsatz von Fliegerkräften, Artillerie und Panzern wurde der örtliche Widerstand niedergeworfen. Creuzburg wurde an diesem Ostersonntag − kurz vor Kriegsende − zu 85 % zerstört.
Wie würde es Zella-Mehlis im Falle von Kampfhandlungen ergehen? Am 3. und 4. April 1945 fielen weitreichende Entscheidungen für die Geschicke der Stadt. Am Nachmittag des 3. April verließen die letzten Wehrmachtsangehörigen die Stadt. Am Abend des gleichen Tages erfolgte die Auflösung des Volkssturms. Am 4. April wurden Parlamentäre ausgesandt, um die Stadt kampflos zu übergeben. Der Text eines solchen Ausweises zur berechtigten Kontaktaufnahme mit den Amerikanern ist überliefert: "Der Inhaber dieses Ausweises ist beauftragt, die Verbindung zwischen der Stadtverwaltung Zella-Mehlis und den amerikanischen Truppen zwecks der kampflosen Übergabe der Stadt herzustellen. Die Stadt ist seit gestern Abend von der deutschen Wehrmacht geräumt. Sonstige Kampfeinheiten befinden sich nicht in der Stadt."
Der erste Kontakt mit den Amerikanern kam zwischen dem Mercedeswerk und dem Eisenbahn-Viadukt zustande. Oberbürgermeister Walter Grupe übergab die Stadt kampflos. Zum Zeichen der Stadtübergabe wurde er auf den Kühler eines Jeeps gesetzt und durch Zella-Mehlis bis hin zur Walther-Waffenfabrik gefahren. Dort erfolgte die Übergabe der Fabrik an die Amerikaner, die sogleich Wachposten aufstellten. Es ist kein Geheimnis, dass sich die GI's mit Waffen der Firma als Souvenirs versorgten und diese auch später als "Handelsware" verwendeten.
Zeitgenössische Darstellung der Carl Walther Waffenfabrik in der Goethestraße
Zunächst wurde Ernst Thiem als kommissarischer Bürgermeister von den Amerikanern eingesetzt. Seine Amtszeit währte allerdings nur 5 Tage - bedingt durch seine Rolle während des Dritten Reiches. Ihm folgte Wilhelm Apel, ein Landrat a. D., als Bürgermeister (Amtszeit: 9. April 1945 - 15. Oktober 1946).
Zu den ersten Maßnahmen der Besatzungsmacht gehörte damals immer die Aufforderung an die Einwohner der Orte, sämtliche Waffen, Feldstecher, Fotoapparate und Sende-Apparate unverzüglich abzugeben. In unserer Stadt erfolgten mehrere Aufrufe zur Waffenabgabe.
Amtliche Bekanntmachung zur Waffenabgabe vom 25. April 1945
Ein Teil der Waffen in Privathand wurde abgegeben. Manche Gewehre und Pistolen verschwanden im Wald oder anderswo - oder wurden in den Wohnhäusern sehr sorgfältig versteckt. Beim Abriss von Häusern im Verlaufe der Jahrzehnte kamen dann mitunter diese Waffen zum Vorschein.
Gestaltete Vitrine im Museum mit verrosteten Waffen
Am 5. April 1945 wurde eine städtische Militärverwaltung unter Lt. Col. Decker installiert. Thüringen und Westsachsen gehörten bis Anfang Juli 1945 zur Amerikanischen Besatzungszone. Anfang Juli erfolgte - gemäß der bereits vor Kriegsende getroffenen Vereinbarungen der Alliierten der Antihitlerkoalition - der Wechsel der Besatzungsmächte in diesen Gebieten. Zella-Mehlis gehörte nun bis 1949 zur Sowjetischen Besatzungszone.(hj)
Sachzeugnisse im Stadtmuseum erinnern an die US-Besatzungszeit in unserer Stadt
Glossar
Museum
"Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch."
ICOM-Museumsdefinition 2023