Objekt des Monats
und andere interessante Beiträge aus dem Blog
Objekt des Monats Januar 2023 – Bandsäge
Dank des 1952 erfolgten Anschlusses der Gesenkschmiede an das Starkstromnetz wurde es endlich möglich moderne Maschinen zur Werkzeugfertigung anzuschaffen. Zu diesen Neuanschaffungen gehörte, neben weiteren Maschinen, eine Bandsäge der Uhren- und Maschinenfabrik Ruhla mit der Bezeichnung: TYP 18 Genauigkeits-Band-Feil- und Sägemaschine. Bekannt ist diese Firma vor allem wegen der Uhren, welche einst in großen Stückzahlen hergestellt und verkauft wurden. Neben der Uhrenfabrikation begannen die Gründer, die Gebrüder Thiel, bald auch mit der Herstellung hochwertiger Werkzeugmaschinen, zunächst für den eigenen Bedarf.
Deckblatt der Bedienungsanleitung
Im Jahre 1905 wurden dazu die Schlossereien der einzelnen Betriebsteile zu einer Zentralwerkstatt zusammengefasst und 1910 zum selbstständigen Betriebsteil erhoben – die Maschinenfabrik war „geboren“. Neben Bandsägen wurden u.a. Feilmaschinen, Schnellbohrmaschinen, Gewindeschneidmaschinen, Fräsmaschinen und Werkzeug-Nass-Schleifmaschinen hergestellt. Bis 1945 war Thiel zum Weltmarktführer für Universal- Fräs- und Bohrmaschinen aufgestiegen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Anlagen und Maschinen demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht.
Wichtigstes Element einer Bandsäge ist das zu einem geschlossenen Ring verlötete oder geschweißte Bandsägeblatt. Die Sägeseite des Blattes wird durch eine Führungseinrichtung stabilisiert und auf die benötigte Schnittbreite und -höhe eingestellt. Die mit verschiedenen möglichen Zahnungen und Schränkungen verfügbaren Bandsägeblätter werden über zwei Räder geführt, womit ein endloser unterbrechungsfreier Schnitt möglich ist. Der Rest des rotierenden Sägeblattes ist zur Unfallverhütung komplett verkleidet.
Der unmittelbare Schnittbereich ist mit einer Blattführung und einer Lupe für sicheres und genaues Arbeiten ausgestattet.
Hier sieht man das geöffnete obere Gehäuse mit dem auf einem großen Rad umlaufenden Sägeblatt.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhundert gab es erste Ideen für solche Maschinen, für die der Brite William Newberry 1809 ein Patent erhielt. Umgesetzt wurde dieses Patent zunächst nicht, da niemand in der Lage war ein geeignetes endloses Sägeband herzustellen. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es der Französin Anne Pauline Crépin, ein gelötetes Sägeblatt herzustellen, wofür sie 1846 ein Patent erhielt. Danach wurden die ersten Bandsägemaschinen hergestellt und auf der Pariser Weltausstellung 1855 erfolgreich einem breiten Publikum vorgestellt. Sie wurden zunächst in Europa und später in der ganzen Welt bis heute sehr populär.
Bandsägen werden vom großen Standgerät bis zur kleinen Handsäge in vielen Bereichen des Handwerks, der Industrie und in Hobbywerkstätten eingesetzt. Sei es zum Sägen von Holz, Metall, Kunststoff, Textilien, Leder oder Porenbeton. Mit einer Bandsäge sind sowohl gerade als auch geschweifte Schnitte möglich. Je nach Lage des Sägeblattes sind die Maschinen als Vertikal- und Horizontalbandsägen in Gebrauch. Mit verschiedenen Zusatzeinrichtungen werden diese Maschinen zu wahren Alleskönnern. Unsere Bandsäge verfügt z.B. über eine Löteinrichtung, mit der es möglich ist, die Sägebandenden direkt an der Maschine zu verlöten.
Lötapparat zum Verbinden der Sägebandenden
Eine am oberen Gehäusedeckel angebrachte Rechenscheibe ermöglicht es, rasch die richtigen Geschwindigkeiten je nach Materialart und -stärke zu ermitteln. Am unteren Teil des Ständers, wo auch der Antrieb untergebracht ist, lässt sich die Geschwindigkeit mit einem Hebel stufenlos einstellen.
Rechenscheibe zur Ermittlung der richtigen Einstellungen für unterschiedliche Materialien
Stellhebel und Anzeige für die Geschwindigkeit in Meter pro Minute
Mit dieser Maschine wurde vor allem die Anfertigung der zum Entgraten der Schmiedeteile benötigten Schnittwerkzeuge wesentlich leichter, schneller und genauer möglich. (ls)
Schnittplatte und Stempel zum Entgraten der Bremsseilhakens für den PKW Trabant