Objekt des Monats
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Objekt des Monats Juli 2023 – Wäschemangel
Jeder kennt die Redewendung „Jemanden durch die Mangel drehen“ oder „in die Mangel nehmen“. Man meint damit, jemanden unter Druck zu setzen oder heftig zu bedrängen. Man sagt auch: „Ich fühle mich wie durch die Mangel gedreht“, wenn man sehr erschöpft ist. Diese Redewendungen gehen auf einen Arbeitsschritt in der Textilpflege zurück: das Mangeln der Wäsche.
Um die nach dem Waschen und Trocknen zerknitterte Wäsche wieder in Form zu bringen, wurden im Laufe der Jahrhunderte die unterschiedlichsten Methoden entwickelt. Die Palette reicht von einfachen Mangelbrettern und -hölzern über verschiedene Bügeleisen, Kasten- und Walzenmangeln, Muldenmangeln, Heiß- und Dampfmangeln bis hin zu ausgeklügelten Bügelmaschinen, die das Glätten großer, dreidimensionaler Textilformen ermöglicht. Letztere arbeiten mit Hitze und verwenden neben Walzen und Mulden auch aufblasbare Stützmaterialien.
Beim Mangeln geht und ging es um die Ausübung von Druck. Während heute in den sogenannten Heißmangeln vollautomatisch gearbeitet wird, musste noch bis weit ins 20. Jahrhundert alle Arbeit mechanisch bewältigt werden. Die Wäschepflege insgesamt war Handarbeit, die von den Frauen geleistet wurde. Sie zählte zu den anstrengendsten Tätigkeiten im Haushalt.
Vor der Erfindung des Bügeleisens wurden Stoffe und Wäschestücke durch Mangeln geglättet. Dazu wurde die Wäsche auf eine Holzrolle, ähnlich einem Nudelholz, gewickelt und mit dem Mangelbrett unter kräftigem Druck hin und her gerollt. Das Mangeln der Wäsche erforderte viel Kraft und Körpereinsatz. Nur so konnte ein knitterfreies Ergebnis erzielt werden. So manche Frau hatte danach sicher das Gefühl, „durch die Mangel gedreht“ worden zu sein.
Mangelbrett und Mangelholz waren nicht nur Arbeitsgerät, sondern auch Brautgeschenke. Sie gehörten mit zahlreichem Haushaltsgerät zur Aussteuer. Daher sind sie meist verziert, mit Namenskürzeln und Jahreszahl versehen. Das macht sie zu Kleinoden der Volkskunst.
Sollte beispielsweise ein Bettlaken gemangelt werden, legten es die Frauen zunächst auf einem Tisch soweit zusammen, bis es die Breite der Rolle hatte. Dann rollten sie den Stoff ein kleines Stück ein. Das Mangelbrett wurde nun mit einer Hand am Griff genommen und über die Rolle geführt. Mit der anderen Hand oder dem Unterarm übte man Druck auf das Brett aus und drehte gleichzeitig die Rolle. Dazu war allerhand Kraft und Geschicklichkeit erforderlich. War alles aufgerollt und hoffentlich auch knitterfrei konnte die Wäsche in den Schrank. Um hartnäckige Falten zu glätten wurde die Wäsche insbesondere mittels Einsprengen (Nassmachen) zum Mangeln vorbereitet.
Bei unserem Objekt des Monats handelt es sich um eine sogenannte Kastenmangel, welche im Jahre 2006 vom Tischlermeister Gerd Schönfeld an das Heimatmuseum in Benshausen übergeben wurde. Sie besteht im Wesentlichen aus einem stabilen Tisch, einem mit Steinen gefüllten Kasten und mehreren Walzen. Die Wäsche wurde auf einer der Walzen aufgewickelt, kleinere Wäschestücke wurden auf ein größeres Tuch gelegt und dann auf die Walze gewickelt. Dann musste man den schweren Kasten heben und abstützen, damit die Walze zwischen Tisch und Kasten gelegt werden konnte.
Vor den Stirnseiten stehend, schiebt man den Kasten vor oder zieht ihn zurück. Unter dem Druck des Hin- und Herschiebens wird das Gewebe geglättet. Der Raum in dem eine solche Rolle oder Mangel ihren Platz hatte, wurde Rollkammer oder Mangelstube genannt. Eigentlich sollten die Kastenmangeln die Arbeit erleichtern, dennoch blieben sie ein wahres Marterinstrument für Hausfrauen.
Der mit Steinen befüllte Kasten, darunter auf dem Tisch die Rollen für die zu rollende Wäsche.
Da sich nur wenige Menschen eine eigene Mangel leisten konnten, waren Geschäfte weit verbreitet, in denen die Wäsche nach Voranmeldung selbst oder durch das Ladenpersonal gemangelt wurde. Die dort aufgestellten Geräte verfügten oft über einen eigenen Antrieb mittels Motor oder Transmissionsriemen. Die Hausfrauen konnten sich in einem Mangelbuch Zeit reservieren lassen, um ihre Wäsche mangeln zu lassen oder die Anlage nach einer kurzen Sicherheitseinweisung gegen Bezahlung selbst bedienen. Auch in Benshausen gab es solche Lohnmangeln, z.B. bei Friedel Straube in der Hemmingstraße (heute Sportstraße) oder bei Familie Himmelreich in der Bäckergasse.
Wäscheband. Mit diesem liebevoll bestickten Band wurde die zum Mangeln bestimmte Wäsche gekennzeichnet.
Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auch schon Wäscherollen mit zwei Walzen produziert, die über Handkurbeln in Bewegung gesetzt wurden. Durch das kalte Mangeln wird gerade Leinen schonend behandelt, da die beim Bügeln eingesetzte Wärme den Fasern abträglich ist, sie verspröden.
Solche Wäschewalzen, wie hier aus dem Fundus des Heimatmuseums Benshausen, wurden sowohl zum Auspressen des Spülwassers als auch zum Glätten der Wäsche verwendet.
Nachdem sich nach und nach Bügeleisen im Haushalt verbreitet hatten, übernahmen die Hersteller der Mangeln die Erfahrung, dass die Glättung schneller und mit besserem Ergebnis erfolgt, wenn die Walzen oder Rollen bzw. die Textil-Unterlage beheizt werden. So entstanden schließlich die Heißmangeln.
Bei einer Heißmangel, auch Muldenmangel genannt, wird die Wäsche mittels einer dauerhaft erwärmten Mangelanlage schnell und ordentlich geglättet. Als Wärmequelle für die Rollen oder Zylinder bzw. die Metallmulden können Hochdruckdampf, Heißwasser, elektrische Heizspiralen oder eine Reihe kleiner Gasflämmchen dienen. Die Wäschestücke werden mittels einer großen, stoffbespannten Rolle eingezogen und dabei unter hohem Anpressdruck durch eine aus Stahl bestehende, beheizte Mulde gezogen und so in einem Arbeitsgang geglättet und getrocknet. (ls)
Auch eine „moderne“ Mangel oder Bügelmaschine gehört zu den interessanten Ausstellungsstücken des Heimatmuseums Benshausen.