Objekt des Monats
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Objekt des Monats Juli 2024 – Waschmaschine
Unser Objekt des Monats Juli 2024 führt uns wieder in das Heimatmuseum Benshausen. Dort widmet sich im Obergeschoss ein Ausstellungsbereich den Themen Wäsche und Wäschepflege. Unter den zahlreichen Exponaten wie Bügeleisen, Mangel, Waschzuber, Wäschestampfer und verschiedenen Waschmitteln befindet sich auch eine alte Waschmaschine.
Es handelt sich um die Holzbottich-Waschmaschine „Thurmperle“ mit einem Motor der Firma VEB Elektromotorenwerke Thurm, hergestellt Mitte der 1950er Jahre vermutlich im Waschgerätewerk Schwarzenberg/Erzg. zu dem u.a. auch der Betrieb in Thurm, heute Ortsteil von Mülsen im Landkreis Zwickau, gehörte. So genau lässt sich das nicht recherchieren, da in der Nachkriegszeit viele Betriebe enteignet, meist der SAG Wismut zugeschlagen und später öfter umorganisiert wurden. Letztlich gehörte er, wie auch die Waschmaschinenwerke in Schwarzenberg zu Vereinigung Volkseigener Betriebe des Elektro-Maschinenbaues – kurz VEM
Der noch vorhandene Aufkleber auf dem Deckel zeigt das Firmenlogo (VEM), die erforderliche Betriebsspannung (220V), die Wäschefüllmenge (4kg) und den Anschaffungspreis (361 Mark der DDR)
Im ländlichen Thurm gründeten die Brüder Kurt und Alfred Stephan im März 1908 eine Elektrowerkstatt, aus der sich die „K. & A. Stephan GmbH Thurm“ entwickelte. In den 1930er Jahren wurden verschiedene Elektromotoren, u.a. für Pumpen und Webstühle, Gebläse, Maschinen sowie Sondermotoren für Industrie, Handwerk und Haushalt hergestellt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges enteignete und demontierte die sowjetische Militäradministration das Werk. Ab 1947 wurden in Thurm wieder Motoren produziert. Schließlich lässt der Name der Maschine vermuten, dass sie zumindest anfangs in Thurm hergestellt wurde, oder vielleicht erhielt die bis dahin handbetriebene Maschine ihren Namen vom Thurm-Motor.
Die „Thurmperle“ war die erste Holzbottichwaschmaschine der DDR, die sowohl manuell als auch, wie unser Exemplar, elektrisch betrieben werden konnte. Vor der Inbetriebnahme wurde die Maschine gewässert, damit das Holz aufquillt und die Fugen wieder dicht werden. Erst dann wurde der Bottich mit heißem Wasser, Waschmittel und Wäsche gefüllt, und nach dem Schließen des Deckels und dem Einschalten des elektrischen Antriebs bewegte ein „Drehkreuz“ (Quirl) die Wäsche in der Lauge. Der 15- bis 20-minütige Waschgang erforderte einen Energieaufwand von 340 Watt, was damals Kosten von etwa 2,5 Pfennig pro Stunde entsprach. Ursprünglich war die Maschine mit einer elektrischen Wringmaschine ausgestattet, die bei unserer Maschine leider fehlt.
Blick in den Bottich mit dem Drehkreuz. Die Innenwand ist mit Rippen versehen, ähnlich der von einem Waschbrett.
Der Einschalter und der Motor, wie auch die gesamte Installation machen das Waschen mit dieser Maschine zum lebensgefährlichen Abenteuer.
Bevor es Waschmaschinen gab, wurde die Wäsche mit dem Waschbrett in kaltem Wasser auf einem Waschplatz an einem Gewässer oder in einem Zuber gewaschen. Eine erste Erleichterung brachten Waschkessel, in denen das Wasser mit Holz oder Kohle erhitzt werden konnte, die Wäsche aber noch von Hand mit Wäschestampfer und anderen Geräten bearbeitet werden musste.
Im Heimatmuseum befinden sich einige der für das Waschen der Wäsche gebräuchlichen Geräte: Zuber (Zinkwanne), Waschbretter (Rumpel) und Stampfer.
Bereits im 17. Jahrhundert erwachte das Interesse an Waschmaschinen, die das anstrengende Scheuern, Reiben, Stampfen, Schlagen und Bürsten der Wäsche beim Waschen von Hand durch mechanische Kraft ersetzen oder zumindest erleichtern sollten. In den folgenden Jahrhunderten entstand eine Vielzahl unterschiedlicher Waschmaschinenkonstruktionen, bei denen entweder ein Bewegungselement die Wäsche in einem mit Waschlauge gefüllten Bottich direkt umrührte oder bewegte oder der Bottich sich mit der Wäsche selbst bewegte, um ein Stauchen, Fallen und Aneinanderreiben der Wäsche zu erreichen. Ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts nahm die Entwicklung von Waschmaschinen stark zu, was sich in den Patentanmeldungen widerspiegelt. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts waren Waschmaschinen vor allem in öffentlichen und gewerblichen Wäschereien sowie in Großhaushalten verbreitet, weniger in Privathaushalten oder bei einzelnen gewerblichen Wäscherinnen.
Historische Abbildung aus den Anfängen der Waschmaschine. (Aus: Torka, Johann, Die Wunder der Technik, Berlin 1900)
Das ändert sich im Zuge der Industrialisierung, vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. So wurde am 1. Juli 1899 die Firma Miele gegründet. Deren „Miele-Holzbottich“ mit Rührwerk war wahrscheinlich die erste erschwingliche Waschmaschine, welche in großer Serie gebaut wurde und gleich auch von anderen Herstellern erfolgreich nachgebaut wurde. So entwickelte sich rasch ein breites Angebot an entsprechenden Maschinen.
Waschmaschinenangebot der Firma Karl Weisbach in Mehlis im Katalog von 1908. Hier noch mit handbetrieb über Hebel oder Kurbeln.
Die für fast jeden Haushalt erschwinglichen Waschmaschinen hätten, so wurde einmal geschrieben, mehr zur Emanzipation der Frau beigetragen als jedes Gesetz, denn der wöchentliche Waschtag war Schwerstarbeit im wahrsten Sinne des Wortes: Die Wäsche wurde zum nächsten Waschplatz am Bach oder zum Waschhaus geschleppt, eingeweicht, geschrubbt und ausgewrungen. Doch damit war die Arbeit der Frauen noch lange nicht getan. Die nasse Wäsche musste nach Hause getragen, getrocknet und später gebügelt werden. Was die Waschmaschine den Frauen außer der Erleichterung der körperlichen Arbeit gebracht hat, ist fraglich. Für die Frauen war die Entwicklung der Waschmaschine zwar ein großer Schritt, aber mit Emanzipation hatte das nichts zu tun, im Gegenteil – die Arbeit der Frauen verschwand aus der Öffentlichkeit und verlagerte sich an den heimischen Herd. Dennoch bleibt die Waschmaschine ein Meilenstein in der Entwicklung der Haushaltstechnik. Dabei nimmt das Wäschewaschen heute kaum weniger Zeit in Anspruch als früher, nur die Gewohnheiten haben sich geändert. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts besaß kaum ein Familienmitglied ein eigenes Handtuch, und die Wäsche wurde viel seltener gewechselt als heute. Heute, dank der Waschmaschine, wird das Wäschewaschen kaum noch als Arbeit empfunden, man erledigt es schnell nebenbei. (ls)