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Im Stadtmuseum entdeckt: Grubenlampe mit Geschichte
Der 7. und 21. Februar 1883 stellen zwei markante Daten in der Geschichte unserer Heimat und Südthüringens dar. Laut Hildburghäuser Dorfzeitung „... erfolgte der Durchschlag des Brandleite-Tunnels im Thüringer Walde heute Morgen Punkt 5 Uhr.“ Am 7. Februar läuteten aus diesem Grunde um 10 Uhr die Glocken in Zella St. Blasii. Böllerschüsse vom Lerchenberg und Märzenberg machten auf das bedeutungsvolle Ereignis aufmerksam.
Für den 21. Februar 1883 lud die Bauleitung Vertreter der Eisenbahndirektion Magdeburg, die Regierung des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha sowie die am Tunnelbau beteiligten Unternehmer (1381 Arbeiter waren zu dieser Zeit an der Brandleite tätig) zur offiziellen Feier des Durchstiches ein. Die geladenen Gäste fuhren auf offenen Schienenwagen auf der Ostseite in den Tunnel ein. Die deutsche Fahne, die Flaggen von Preußen, Sachsen-Coburg-Gotha und Schwarzburg-Sondershausen schmückten das Tunnelportal.
Auf der Gehlberger Seite zogen Pferde Festwagen in den Tunnel hinein. Ein etwa 100 Meter langer Festsaal war im Tunnel eingerichtet worden. Hunderte von Tunnelarbeitern und Bergmännern gaben den Gästen das Geleit.
Ganze Arbeit hatten die Ingenieure geleistet. Nur 210 Millimeter in der Höhe, 300 Millimeter in der Länge und 25 Millimeter in der Richtung betrug die Abweichung der Stollen, die von beiden Seiten des Gebirges in den Berg getrieben worden waren.
Deutsche, Polen und Italiener feierten an diesem Tage gemeinsam mit der Bevölkerung von Zella St. Blasii dieses Ereignis. Unter ihnen befand sich auch der Hilfsschlosser Otto Barthelmes, der spätere Zellaer Bürgermeister. Im Jahre 1907 rief Bürgermeister Barthelmes zur Gründung einer Heimathalle auf und das mit Erfolg. Am 27. Juni 1909 konnte das Ortsmuseum der Stadt Zella St. Blasii in der Forstgasse 2 eröffnet werden.
Über die wechselhafte und mehr als hundertjährige Geschichte der Museen in Zella St. Blasii und Mehlis, sowie später Zella-Mehlis informierte Lutz von Nordheim in seinem Beitrag „Von der Heimathalle zum Heimatmuseum“, erschienen in: „Das neue Heimatbuch 1995/96“. Im Verlaufe der Jahrzehnte gab es so manchen „Schwund“, vor allem zu Kriegsende. Während vor allem Waffen Opfer der Begierde wurden, verblieb ein unscheinbares Sachzeugnis aus den 1880er Jahren im Bestand und kann seit 2002 im heutigen Stadtmuseum in der Beschußanstalt betrachtet werden - eine für die damalige Zeit moderne Grubenlampe.
Diese Lampe besteht aus einem birnenförmigen, schwarz lackierten Lampentopf, der als Tank diente, mit einem eingegossenen Halter, an dessen Ende sich ein Loch befindet, das einen zur Öse gebogenen Rundeisendraht aufnimmt. An der Öse ist der Haken aus gebogenem Rundeisen angebracht. Dieser wurde zum Aufhängen der Lampe am Holzausbau unter Tage genutzt. Die Brenntülle enthält den Docht und ein Messingschraubrad zur Regulierung des Dochtes und zum Verschließen des Einfüllloches. Solche einfachen Öllampen wurden im 19. Jahrhundert in gasfreien Gruben verwendet. Bei dieser hier im Tunnelbau verwendeten Lampe handelt es sich um ein Produkt des erst 1873 gegründeten Eisenwerkes Völklingen-Röchling (Saarland). (ls)