Dauerausstellungen
In der ehemaligen Zella-Mehliser Beschußanstalt wurden fast 50 Jahre lang Waffen auf ihre Haltbarkeit überprüft. Das markante, ab 1893 errichtete Industrieensemble ist bis 2002 umfassend saniert worden und beherbergt seit dem das Stadtmuseum mit den inhaltlichen Schwerpunkten Stadt- und Regionalgeschichte, Technikgeschichte sowie Volkskunde.
Persönlichkeiten
Johann Georg Schübler (um 1725 – ?) und Johann Heinrich Schübler (1728 in Zella – 1807 ebenda)
Im Werk Johann Sebastian Bachs sind die „Sechs Chorale“ auch als Schübler-Choräle bekannt geworden, weil sie „Johann Georg Schübler in Zella am Thüringer Wald“ verlegt hat. Zudem war er gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich auch als Notenstecher tätig.
Johann Friedrich Klett (1778 in Zella – 1847 in Nürnberg)
Der Kaufmann Johann Friedrich Klett war Sohn eines angesehenen Zellaer Gewehrhändlers. 1805 ging nach Nürnberg und gründete dort 1841 die Eisengießerei und Maschinenfabrik Klett & Co. 1898 entstand durch den Zusammenschluss mit der „Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg“ die „Maschinenfabrik Augsburg – Nürnberg“ (M.A.N.).
Ferdinand Helfricht (1809 in Zella – 1892 in Gotha)
Er war als Graveur und Stempelschneider an der Gothaer Münze tätig. Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha ernannte ihn zum Hofgraveur und später zum Professor. Er war einer der bedeutendsten Medailleure und Stempelschneider seiner Zeit.
Peter Haseney (1812 in Mehlis – 1869 in München)
Auch er arbeitete als Graveur bei der Gothaer Münze. Als 20-Jähriger wurde er in München als Graveur und Schriftstecher tätig. 1835 an die Bayrische Hypotheken- und Wechselbank berufen und 1837 zum Leiter der Notenfabrikationsverwaltung ernannt. Im Januar 1849 erging der Auftrag zum Entwurf einer Briefmarke, die am 1. November des gleichen Jahres zu einem Wert von einem Kreuzer herausgegeben wurde. Mit dieser – genannt „Schwarzer Einser“ – schuf Haseney die erste deutsche Briefmarke.
Albert Sterzing (1822 in Zella – 1889 in Gotha)
Der Deutsche Schützenbund sieht in Albert Sterzing zurecht seinen Gründer. In unserer Stadt aufgewachsen, kam er recht früh auch mit dem Schützenwesen in Berührung. Er wurde Jurist und fungierte 1861 als Hauptorganisator des ersten Deutschen Schützenfestes, auf dem der Deutsche Schützenbund gegründet wurde. 1862 zum Bundesvorsitzenden gewählt, führte Albert Sterzing diese Funktion fast drei Jahrzehnte aus.
Carl Walther (1858 in Zella – 1915 in Jena)
Der Büchsenmachermeister Carl Walther gründete auf dem Zellaer Katzenbuckel eine kleine Werkstatt, die sich zu einer weltberühmten Waffenfabrik entwickelte. Nachdem er sich anfangs nur mit der Fertigung von Jagd- und Sportwaffen beschäftigte, fertigte er 1908 zusammen mit seinem Sohn Fritz eine erste Taschenpistole. Die Nachfolgemodelle wurden aufgrund der präzisen Konstruktion zu einem geschäftlichen Erfolg. Ihnen folgten später die bekannten Pistolen PP, PPK und P 38.
Stadt- und Territorialgeschichte
Stadt- und Territorialgeschichte
Die heutige Doppelstadt liegt auf ehemals hennebergischem Territorium. Als ältester Ortsteil gilt Mehlis. Er war vermutlich ein Waldwirtschaftshof an einer bedeutsamen Verkehrsquerung des Thüringer Waldes.
Erst in einer Urkunde Kaiser Heinrich V. aus dem Jahr 1111 erfolgte die Nennung einer dem Benediktinerkloster Reinhardsbrunn zugehörigen und dem Heiligen Blasius geweihten Zelle (später Zella St. Blasii).
Unter Beibehaltung der Bezeichnung des früheren Amtsortes Schwarzwald wurde dessen Sitz im Jahre 1642 nach Blasienzell verlegt. Der Ort erhielt 1645 Stadt- und Marktrechte und 1652 erbaute Herzog Ernst der Fromme hier einen Amts- und Jagdsitz.
Nachdem das zweigeteilte Mehlis mit dem hennebergischen und dem späteren sächsischen Teil ebenso wie die Orte Blasien- und Schwarzenzell jeweils verschiedenen Ämtern zugeordnet waren, gehörten sie seit dem Jahr 1661 gemeinsam zu dem Sachsen-gothaischen Amt Schwarzwald.
Der heutige Ortsteil Mehlis erhielt 1894 das Stadtrecht. Am 1. April 1919 wurden Zella St. Blasii und Mehlis zur Doppelstadt Zella-Mehlis vereint, welche 1920 mit der Länderbildung zu Thüringen kam und den Status einer kreisfreien Stadt erhielt.
In der Weimarer Republik zählte Zella-Mehlis zu den „roten Städten“. Bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage nach dem I. Weltkrieg, stützten einflussreiche Wirtschafts- und Finanzkreise den demagogischen Anspruch der Nationalsozialisten. So kam es 1933 zu deren Machtergreifung. Die Jahre danach waren geprägt durch die systematische Ausschaltung jeglicher Opposition, durch Kriegsvorbereitung, Chauvinismus, Antisemitismus, Judenvernichtung, Konzentrationslager, Euthanasie … . In Zella-Mehlis mussten bis zu 8.000 Menschen aus vielen Ländern Zwangsarbeit verrichten. Unter den Millionen Opfern der Naziherrschaft und des Krieges hatte unsere Stadt 419 Gefallene und 152 Vermisste zu beklagen.
Im Zuge der 1952 in der DDR vollzogenen Verwaltungsreform wurde unsere Stadt dem Bezirk Suhl / Kreis Suhl-Land zugeordnet. Im vereinigten Deutschland gehört Zella-Mehlis wieder zum Land Thüringen/Landkreis Schmalkalden-Meiningen.
Geologie – Bergbau – Eisenmetallurgie
Geologie – Bergbau – Eisenmetallurgie
Während der geologischen Entwicklung unseres Territoriums entstanden umfangreiche Erzlagerstätten, die bereits frühzeitig (ab ca. 500 v.u.Z.) ausgebeutet wurden. Große Teile der Gebirgswälder verkohlte man und nutzte die Holzkohle zum Erschmelzen der Erze. Das erzeugte Roheisen wurde vor Ort verarbeitet. Dabei nutzte man die heimischen Fließgewässer bald auch zum Antrieb mittels Wasserrad für verschiedene Eisen verarbeitende Gewerke. Aus dem erzeugten Eisen und Stahl wurden schließlich Werkzeuge und Waffen gefertigt. So entwickelte sich die Metallverarbeitung zum herausragenden Wirtschaftszweig der Region.
Die Ausstellung zeigt neben Belegen für die erdgeschichtliche Entwicklung des Territoriums die verschiedenen hier einst geförderten Erze, deren örtliche Abbaugebiete sowie Funde aus historischen Bergbau- und Schmelzanlagen wie z.B. eine „Eisensau“.
Überdies erhält man Informationen über die Entstehung der sogenannten „Schneekopfkugeln“ als eine der geologischen Besonderheiten des Zentralmassivs des Thüringer Waldes.
Büchsenmacherhandwerk
Besonders die handwerkliche Herstellung von Feuerwaffen prägte unser Territorium über Jahrhunderte. Die Ausstellung zum Büchsenmacherhandwerk stellt historische Berufe der Schusswaffenfertigung wie den Rohrmacher, den Systemmacher, den Schloss- und Stechermacher, den Garniturmacher bzw. -gießer, den Schäfter und Schaftverschneider sowie den Graveur vor. Sie zeigt die Entwicklung hin zur Arbeitsteilung sowie historische Technologien der Waffenherstellung auf. Überdies werden die Entwicklungsgeschichte der theoretischen Ausbildung für die Berufe der Waffenbranche, der Lebenslauf eines Büchsenmachers und die Entwicklung der Innungen des Zellaer und Mehliser Waffenhandwerks nachvollzogen.
Ebenfalls zu sehen sind eine Büchsenmacherwerkstatt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sowie eine Vielzahl von historischen Werkzeugen und Vorrichtungen, die einst bei der Herstellung von Waffen Verwendung fanden.
Waffenbeschuss
Das unser Museum beherbergende Gebäude diente nahezu 50 Jahre lang als "Herzoglich-Sächsische", später "Thüringische Beschußanstalt" der staatlichen Prüfung der Haltbarkeit von Handfeuerwaffen. In dieser Zeit wurden hier weit über 15 Millionen Waffen „beschossen“.
Die Exposition zeigt die technologischen Abläufe auf, die hierbei gesetzlich vorgeschrieben waren. U.a. ist auch die Nachbildung eines Arbeitsplatzes für die notwendigen vor- und nachbereitenden Tätigkeiten sowie eine Zelle für den Laufbeschuss dargestellt.
Die nicht unproblematische Haltbarkeitsprüfung von Waffen schlägt sich auch in der baulichen Entwicklung dieser Einrichtung nieder. Zur Verdeutlichung dessen wird ein Modell des Gebäudes im Maßstab 1:50 gezeigt.
Zella-Mehliser Waffen u. Waffenfirmen
Zella-Mehliser Waffen u. Waffenfirmen
Eine der bedeutendsten Expositionen des Museums stellt die Waffenausstellung dar. Anhand hier vom 16. bis zum 20. Jahrhundert hergestellter Kurz- und Langwaffen wird auf die historische Bedeutung der örtlichen Waffenfertigung hingewiesen. Ein besonderes Augenmerk ist aber auch auf die große Anzahl von Herstellern gerichtet. Bis zum 19. Jahrhundert fertigten hier Vertreter Zellaer und Mehliser Büchsenmacherfamilien wie die der Anschütz, Bader, Barthelmes, Büchel, Diem, Diemar, Ditzel, Döll, Ernst, Fischer, Gressmann, Happ, Helfricht, Hengelhaupt, Hoepfel, Kehl, Keiner, Kind, Klett, Kneifel, Kolb, Kommer, König, Lämmermann, Langenhan, Lepper, Luck, Mangler, Marr, Moritz, Reuss, Ritz, Sauerbrey, Schindler, Schneider, Schilling, Schlütter, Schramm, Schübler, Spörer, Triebel, Weihrauch, Weiß, Will, Wolf oder Zöller.
Für das 20. Jahrhundert hingegen sind so bedeutende Firmen zu nennen, wie Carl Walther, J.G. Anschütz (JGA), Adler-Waffenwerk Max Hermsdorff/Engelbrecht&Wolff, Udo Anschütz (UAZ), Ernst Friedrich Büchel (EFB), Helfricht&Kraußer (HelKra), Theodor Kommer (ThK), Friedrich Langenhan (FLZ), Moritz&Gerstenberger (EM-GE), Bernhard Paatz (BP), Friedrich Pickert (Arminius), Albin Wahl (AWZ), Hermann Weihrauch (HWZ), Oskar Will (Venuswaffenwerk) sowie Catterfeldt, Decker, Deneke, Foss, Manteuffel, von Nordheim, Pfestorf, Raßmann, Scharfenberg, Stötzer u.a.m.. Insgesamt sind bisher mehr als 5.000 hier tätige Büchsenmacher, Rohrmacher, Rohrverschrauber, Garniturmacher, Schloss- und Stechermacher sowie Schäfter namentlich bekannt geworden, von denen wiederum ca. 700 als selbständige Meister, Firmen oder Händler nachweisbar sind.
Galanterie-, sowie Jagd- und Sportwaffen wurden bereits frühzeitig auch mittels verschiedener künstlerischer Techniken gestaltet. Gelbgießer und Garniturmacher fertigten in diesem Sinne Kleinteile und Beschläge. Die Graveure ihrerseits bearbeiteten die metallischen Teile und die Schäfter/Schaftverschneider die hölzernen Schäfte. Im Laufe der Jahrhunderte traten hierbei Handwerker hervor, wie die Anschütz, Barthelmes, Bauer, Diem, Dohl, Ernst, Fleischer, Haseney, Helfricht, Kolb, Kührt, Mangold, Moritz, Oehring, von Nordheim, Reuß, Schildbach, Schilling, Schlüter, Schlütter, Spörer, Stötzer, Tecini, Triebel, Voigt, Wolf und Zöller. Zu den letzten bedeutenden und weithin anerkannten Könnern ihres Faches in Zella-Mehlis gehörten der Waffengraveur Otto Zöller (1897–1981) und der Schaftverschneider Walter Reuß (1910–1993). Die örtliche Tradition der künstlerischen Bearbeitung von Metalloberflächen, für die weit mehr als 200 Graveure nachweisbar sind, setzte bis heute u.a. der Medailleur Helmut König » († 2017) fort.
Heute fertigen in unserer Stadt die Firmen Ziegenhahn und Schilling noch Waffen. Aber auch weit darüber hinaus sind nach wie vor Unternehmen bekannt, deren Wurzeln, wie z.B. bei Walther (Ulm), Lothar Walther (Königsbronn), Anschütz (Ulm), Brachmann (Moers), EM-GE (Gerstetten/Gussenstadt), König (Frankenthal/Pfalz und Dortmund), Kraußer (München), Moritz (Leipzig), Barthelmes und Schmidt (Oggenhausen), Röhm (Sontheim), Weihrauch (Mellrichstadt), Schmidt (Ostheim/Rhön), Wolf (Bad Kissingen-Albertshausen), Bader (Hanau) und UMAREX (Arnsberg) sowie Ansorg (Zürich) und Bader (Luzern), in Zella-Mehlis zu finden sind.
Heinrich Ehrhardt und Automobilbau
Heinrich Ehrhardt und Automobilbau
Der Techniker und Erfinder, Geheime Baurat und Dr.-Ing. h.c. Heinrich Ehrhardt wurde 1840 in Zella St. Blasii geboren und ist nach einem arbeitsreichen Leben 1928 in Zella-Mehlis gestorben. Einige bis heute reichende Werksgründungen gehen auf seine Initiative zurück, so z.B. die 1889 gegründete Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik AG in Düsseldorf (Rheinmetall) oder die Fahrzeugfabrik Eisenach. Auch ist er Inhaber von über 130 z.T. noch heute gebräuchlichen Patenten.
Im Jahre 1896 wurde die Eisenacher Fahrzeugfabrik gegründet, welcher der aus Zella St. Blasii stammende Rheinmetall-Gründer Heinrich Ehrhardt vorstand. Schon zwei Jahre später fertigte man hier den auf einer französischen „Decauville“-Lizenz basierenden ‚Wartburg-Motorwagen‘ und war damit nach Daimler und Benz der dritte Automobilhersteller in Deutschland.
1904 verlagerte Ehrhardt seine persönlich lizenzierte Automobilfertigung in seine Geburtsstadt Zella St. Blasii und produzierte hier sowohl Personen-, Sport- und Lastkraftwagen, Schienenfahrzeuge, Boots- und Luftschiffmotore sowie 1906 die weltweit ersten gepanzerten Motorfahrzeuge.
Nach dem Konkurs des Zella-Mehliser Ehrhardt-Werkes im Jahre 1925 wurde die Produktion des bis dato bereits auf einer französischen „Amilcar“-Lizenz gefertigten „Pluto“-Kleinwagens noch einige Jahre weiter geführt.
In unserer Ausstellung zeigen wir Objekte, Dokumente und Fotografien sowie das einzige noch erhaltene Chassis eines Ehrhardt-Automobils.
Mercedes-Büromaschinen
1906 gründete Dr. G. Mez mit dem von den Daimler-Motorenwerken erworbenen Markennamen in Berlin die „Mercedes-Bureau-Maschinen G.m.b.H“.
1908 siedelte das Unternehmen wegen des Vorhandenseins qualifizierter und billiger Arbeitskräfte nach Mehlis über.
In einem neu errichteten Fabrikgebäude begann man mit der Produktion von Schreib- und Rechenmaschinen.
Ständig steigende Stückzahlen machten mehrfach Erweiterungen der Produktionsfläche erforderlich. Somit entwickelte sich das Unternehmen in den 1930er Jahren zu Europas größtem Hersteller von Büromaschinen. Bis 1945 verließ eine Vielzahl mechanischer und elektromechanischer Modelle von Schreib-, Rechen- und Buchungsmaschinen das Werk, darunter 1914 die erste vollautomatische Rechenmaschine und 1921 die erste brauchbare elektrische Schreibmaschine der Welt.
In den 1960er Jahren begann man mit der Entwicklung von Computern, die das Produktionsprofil des Betriebes, welcher 1977 in das Kombinat Robotron eingegliedert wurde, bis zum Ende seines Bestehens im Jahre 1990 bestimmten.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl der hergestellten Produkte, sowie die Geschichte der Firma.
In einem Schaumagazin sind zusätzlich ca. 300 Exponate historischer Schreib-, Rechen- und Computertechnik zu sehen.
Industrielle Fertigung bis 1945
Industrielle Fertigung bis 1945
Die örtliche industrielle Fertigung – über die bereits in separaten Dauerausstellungen unseres Museums behandelten Waffen, Kleineisenprodukte, Automobile und Büromaschinen hinaus – war unter Zurückdrängung bis dato traditionell hier hergestellter Erzeugnisse, wie z.B. Korkenzieher und Lichtputzscheren, bis Mitte des 20. Jahrhunderts vor allen Dingen durch die Fertigung von Fahrrädern, Fahrradteilen, Glocken (Tisch-, Tür-, Korridor- u. Fahrradglocken sowie Schlittengeläuten) und der Herstellung von Werkzeugen geprägt.
Der Besucher erhält in dieser Exposition einen Eindruck von den weit gefächerten Sortimentbereichen und Marken.
Eisen- und Stahlkurzwaren
Neben der Herstellung von Waffen nahm die sogenannte Eisen- und Stahlkurzwarenfertigung über Jahrhunderte den zweiten Rang im Rahmen des örtlichen Handwerks ein. Unter dieser Bezeichnung lässt sich die Herstellung von metallischen, z.T. auch mit anderen Werkstoffen kombinierten und für ganz spezielle Verwendungszwecke gefertigten Werkzeugen bzw. Geräten zusammenfassen. Aufgrund ihres geringen Materialeinsatzes waren diese für den Export geradezu prädestiniert.
Produziert wurden so Werkzeuge für spezielle Handwerksberufe (z.B. Schuhmacher, Sattler), Zangen, Haushalts- u. Küchenwerkzeuge (u.a. Lichtputzscheren, Schuhknöpfer, Korkenzieher, Nussknacker, Kartoffellöffel), Jagdutensilien, Gerätschaften für textile Handarbeiten (u.a. Nähzwingen, Kopierrädchen), Musikalienzubehör, human- und veterinärmedizinische Instrumente sowie Werkzeuge für die Tierhaltung und die Gartenpflege.
Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurden Eisen- und Stahlkurzwaren zwar in der gesamten Region hergestellt, aber vorrangig von Firmen in und um Schmalkalden gehandelt. Dadurch prägte sich recht früh schon der Sammelbegriff „Schmalkalder Artikel“. Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich auch in Zella St. Blasii und Mehlis Unternehmen, die sich dem Handel widmeten. Diese sogenannten Grossisten warben mittels aufwändig gestalteteter Musterbücher, unterhielten eigene Musterlager, nahmen Kundenbestellungen an, vergaben Aufträge an die Herstellerbetriebe und expedierten die fertige Ware in alle Welt.
In unserer Ausstellung sehen Sie, neben einem Werkstattinterieur aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, das breit gefächerte Sortiment einst hier gefertigter Kleineisenprodukte.
Sportgeschichte
In den 1930er Jahren bezeichnete man unsere Stadt als die sportfreundlichste Deutschlands. Dem zugrunde gelegt wurden seiner Zeit die Anzahl der Mitgliedschaften der Zella-Mehliser in den hiesigen Sportvereinen.
Doch auch die sportlichen Erfolge ließen sich durchaus sehen. Zu erwähnen wären hierbei Rudolf Köhler (u.a. überregional erfolgreicher Skiläufer und Teilnehmer der Radfernfahrt Wien — Berlin), der Schwerathlet Alfred Anschütz (Weltmeister im Gewichtheben 1911), der Skiläufer Otto Wahl (bester Mitteleuropäer bei den Olympischen Winterspielen 1928 in St. Moritz), Skispringer Helmut Recknagel (Olympiasieger und Weltmeister) sowie die Biathletin Kati Wilhelm und der Nordisch Kombinierte Sebastian Haseney.
Nicht zu vergessen der Sprunglauftrainer Hans Renner, der mit seiner Erfindung von Kunststoffmatten – das weltweit erste Mattenspringen fand am 24. August 1954 in Zella-Mehlis statt – Skisprunglauf auch im Sommer möglich machte.
Unsere Ausstellung thematisiert neben der örtlichen Entwicklung des Wintersports weitere erfolgreich hier betriebene Sportarten wie den Ringkampfsport und das Sportschießen. Gerade der sportliche Umgang mit der Waffe hatte in dem im Jahr 1822 in Zella St. Blasii geborenen Gründer und ersten Präsidenten des Deutschen Schützenbundes Albert Gotthilf Sterzing einen seiner maßgeblichen Protagonisten.
Heute prägen vor allem der Nordisch Kombinierte Tino Edelmann und der Skilangläufer Franz Göring als Mitglieder des SC Motor, der Rodler Andi Langenhan vom Rennrodelclub Zella-Mehlis und der Skeletonsportler Frank Rommel vom Thüringer Skeletonclub sowie der Behinderten-Juniorenweltmeister Pascal Ansorg den sportlichen Ruf unserer Stadt.
Im Ausstellungsbereich der Sportgeschichte können unsere Besucher (ab 6 Jahren) nun auch selbst am LaserPower Biathlon Sportgewehr ihre Treffsicherheit erproben und testen, ob sie als Biathleten eine Chance an der Schießscheibe hätten.
Natürlich ist unsere Anlage vollkommen ungefährlich mit einem hochwertigen Biathlon-Lasergewehr der traditionsreichen Jagd- und Sportwaffenfabrik Anschütz, welches in seiner Form einem professionellen Biathlon-Gewehr entspricht, jedoch anstatt der dort eingesetzten Munition mit einem harmlosen Laser ausgestattet ist.
Auch die Entfernung zwischen Schießscheibe und Schützen ist bei uns etwas kürzer als unter richtigen Wettkampfbedingungen. Doch gerade deshalb ist der Spaßfaktor um einiges größer, da man auch als Ungeübter eine Chance hat zu treffen.
DDR-Geschichte
Der Ausstellungsbereich zur DDR-Geschichte gibt einen kleinen Einblick in das tägliche Leben bis zum Mauerfall 1990. Neben Symbolen des Alltags aus Politik und Gesellschaft finden sich Informationen zur Stadtentwicklung nach 1945 und Produkte des täglichen Bedarfs.
Ein kleiner Einblick in die Produktvielfalt der Zella-Mehliser Industrie- und Handwerksbetriebe rundet diese Ausstellung ab.
Wohnen / Kücheninterieur
Die Küche war einst der zentrale Raum des Hauses. Hier traf man sich nicht nur zu den Mahlzeiten, sondern praktisch das gesamte häusliche Leben spielte sich hier ab.
Unsere Ausstellung zeigt eine typische Heimatstube um 1900 mit Alltagsgegenständen aus dieser Zeit.
Textilherstellung, Wäschepflege
Textilherstellung, Wäschepflege
Auch in unserer Region spielte der Flachsanbau für die Herstellung von Stoffen und Kleidung für den täglichen Gebrauch eine gewisse Rolle.
Im Winter wurde der Flachs in den Spinnstuben versponnen. Beim Weben auf dem Handwebstuhl wurde schließlich der fertige Stoff hergestellt. Nach Art der Webtechnik unterschied man verschiedene Stoffbindungen.
Um den fertigen Stoffen ein individuelles Aussehen zu geben, gehörte der sogenannte Blaudruck zu den üblichen Verfahren. Blaudruck ist ein Reservedruckverfahren, bei dem das Muster durch Aufdruck einer breiartigen Deckmasse auf dem Gewebe während der späteren Färbung ausgespart bleibt und die Grundfarbe des Stoffes beibehält. Gefärbt wurde mit der Färberpflanze Waid.
Daneben zeigt die Ausstellung noch etliche Gerätschaften zur Wäschepflege und Aufbewahrung.
Trachten
Etwa seit der Wende vom 15. zum 16. Jh. entwickelte sich auch in Thüringen eine nach Herkunftsgegenden differenzierte Kleidung bei der ländlichen Bevölkerung, wie die Unterschiede zwischen den einzelnen Trachtengebieten dokumentieren. Je nach Anlass wurden geschlechts- und altersspezifische Berufs-, Werktags-, Kirchgangs-, Festtags- oder Kirmes-, Hochzeits- sowie Trauertrachten getragen.
Um die Wende zum 20. Jh. engagierten sich auch in Thüringen Vereine für den Erhalt des ländlichen Brauchtums und im besonderen auch der Volkstracht. Einer von jenen war der „Jungdeutsche Orden“. Deren weibliche Mitglieder fertigten in den 1920er Jahren in ihren jeweiligen Ortsverbänden Puppentrachten an. Der Umstand, dass der Jungdeutsche Orden nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verboten wurde, führte dazu, dass ein Teil dieser Sammlung in Zella-Mehlis über Jahrzehnte sorgsam behütet wurde. 1996 übernahm unser Museum diesen volkskundlichen Schatz als Leihgabe.
Land-, Forst- u. Weidewirtschaft
Land-, Forst- u. Weidewirtschaft
Die Geschichte der Landwirtschaft in unserer Region reicht bis in das 10. Jahrhundert zurück und begann mit dem Eindringen von Benediktinermönchen in den Thüringer Wald.
Asche- u. Kienrußbrenner, Harzer, Holzhauer, Köhler, Pechsieder, Zeidler, Zunderschwammsammler, Vogelsteller, ... – Berufe, die heute nicht mehr existieren, in unserer Ausstellung aber den Wald als wichtige Lebensader herausstellen.
Die spärlichen Erträge des Ackerbaus wiesen die Bewohner seit jeher auch auf die Viehzucht an. Eine bedeutende Rolle erwuchs damit dem Rinderhirtenwesen. Dieses wird in der Ausstellung besonders hervorgehoben.
Die in einem landwirtschaftlichen Interieur präsentierten Exponate geben Zeugnis von den Methoden und Schwierigkeiten der Nahrungsgewinnung vergangener Zeiten in Wald und Feld.
Glossar
Museum
"Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch."
ICOM-Museumsdefinition 2023