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Museum Zella-Mehlis

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Objekt des Monats Dezember 2025 ‒ Adventskalender

Objekt des Monats Dezember 2025 ‒ Adventskalender

Die ersten Türchen im Adventskalender sind geöffnet. Was war drin? Schokolade, Kosmetik, Spielzeug oder etwa Bier? Da gibt es heute nichts, was es nicht gibt. Berge von Weihnachtsnaschereien begleiten uns seit August. Aber wie war das früher, zu Kriegszeiten? Unser Objekt des Monats Dezember 2025, ein handgefertigter Adventskalender, hat da vieles zu erzählen.

Bei dem Objekt handelt es sich um einen Neuzugang im Museum, einen etwa 50 × 42 × 8 cm großen Kasten zum Aufhängen.

Frontal abgebildet ist eine detaillierte Straßenszene auf dem Zellaer Markt, konkret das maßstabsgetreu gezeichnete Haus Markt 5. Seine Fenster, Türen und Schaufenster können geöffnet werden.

Adventskalender bei Tageslicht.
Adventskalender bei Tageslicht.

Adventskalender von hinten beleuchtet.
Adventskalender von hinten beleuchtet.

Dahinter finden sich gemalte, zumeist weihnachtliche Motive. Der Nikolaus erscheint hinter dem Fenster rechts oben, mittig in der Toreinfahrt sieht man nach Türöffnung den geschmückten Weihnachtsbaum. Eine Besonderheit machte ihn für die Kinder wohl noch wundervoller: die Türchen, Mond, Sterne und Straßenlampen sind von hinten mit sechs Glühlämpchen zu beleuchten gewesen. Auf den 29 „Türchen“ finden sich keine Zahlen. Wahrscheinlich waren die unteren jeweils als drei Konvolute zu öffnen.

Zellaer Marktansicht aus dem Jahr 1849.
Zellaer Marktansicht aus dem Jahr 1849.

Carl-Walther-Platz mit „Busch-Haus“, 1939.
Carl-Walther-Platz mit „Busch-Haus“, 1939.

Das Haus Markt 5, bei Fertigung des Kalenders Carl-Walther-Platz 5 und später Karl-Marx-Platz 5, heute Zellaer Markt 5 (so ändern sich Zeiten und Namen), war 1845 als Brauerei und Gasthof „Stollberger Hof“, später Gasthaus „Weißes Ross“, gebaut worden. Hier tagte zeitweise der Stadtrat von Zella St. Blasii in der Ratsstube im Obergeschoss. Nachdem 1905 das „Weiße Ross“ in das Nebenhaus umzog, erfolge der Umbau zum Wohn- und Geschäftshaus. Die Firma Busch & Co., eine Elektrikfirma, die auch am Bau des Zella-Mehliser Rathauses beteiligt war, hatte über Jahrzehnte dort ihren Sitz. Das Wohn- und Geschäftshaus wurde immer wieder mal an- und umgebaut, umgewidmet und saniert. Just am 2. Weihnachtsfeiertag 2009 wurde es durch einen Großbrand unrettbar beschädigt. Seit dem Abriss klafft an der Stelle eine Baulücke, die das Ensemble Zellaer Markt empfindlich stört.

Beim Adventskalender entführt den Betrachter schon der erste Anschein in die 1940er Jahre. Die dargestellten Personen sind zeittypisch gekleidet, nicht das Christkind, sondern der Weihnachtsmann bringt die Geschenke mit dem Schlitten.

  Detail mit schwer bepacktem Weihnachtsmann im Vordergrund.
Detail mit schwer bepacktem Weihnachtsmann im Vordergrund.

Stutzig macht die Beschriftung neben dem Hauseingang: „Öffentlicher 200 Personen Luftschutzraum“ und „Verbandstelle Rathaus“ heißt es da.

  Detail mit Hinweisschild, Luftschutzraum und Verbandstelle.
Detail mit Hinweisschild, Luftschutzraum und Verbandstelle.

Wir befinden uns eindeutig in Kriegszeiten, in denen der ehemalige Bierkeller des Gasthauses als Luftschutzraum diente. Zeitlich noch genauer lässt sich der Fertigungszeitpunkt des Kalenders durch verschiedene Anhaltspunkte auf der Rückseite und Angaben der Familie Diem eingrenzen.

Adventskalender von hinten.
Adventskalender von hinten.

Gestaltet hat ihn Karl Kreß, der 1937/38 mit seiner Frau aus Nürnberg nach Zella-Mehlis kam, um in den Walther-Werken zu arbeiten. In seiner Freizeit betätigte er sich als Maler und Grafiker und hatte laut Aussage der Familie auch Verbindung zur Dachauer Malerschule. In seiner Familie gilt er noch heute als sehr kinderlieb. 1939, mit der Geburt der ersten Tochter Ingeborg, spätere Diem, zog die Familie in das 2. Obergeschoss des Hauses Carl-Walther-Platz 5, das sogenannte „Busch-Haus“. Drei Jahre darauf erblickte eine weitere Tochter das Licht der Welt. Links unten im Adventskalender sind zwei Türchen mit Fotos hinterlegt. Auf dem Kinderfoto, das zwei Mädchen im Alter von etwa vier und einem Jahr zeigt, ist mit Tinte das Datum 28.2.43 vermerkt. Der Kalender wird also im Jahr 1943, spätestens 1944 entstanden sein. Das Foto einer jungen Frau im Blumenkleid daneben, vermutlich die Mutter der Kinder und Karls Frau, ist mit „Photo Riedinger Neuhammer“ gestempelt. Recherchen ergaben, dass das Foto wohl in Neuhammer am Queis in Niederschlesien entwickelt wurde. Hier befand sich einer der größten Truppenübungsplätze des Deutschen Reichs. Photo Riedinger machte dort schon im Ersten Weltkrieg Andenkenbilder von Soldaten. Es ist anzunehmen, dass Karl Kreß seine Liebsten fotografierte und – wieder zurück bei der Truppe – dort Abzüge hat machen lassen. Im Heimaturlaub oder in der Fremde anhand einer Vorlage bastelte und gestaltete er dann, trotz Materialknappheit, den Adventskalender.

Im November 1943 wurden zwar noch Durchhalteparolen und der Endsieg verkündet, im Alltag der Menschen war aber bereits alles rationiert, Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs. Kleidung war im Normalfall gar nicht mehr erhältlich. Im Internet findet man als Wochenration an Lebensmitteln für einen Erwachsenen im September 1943: 2425 Gramm Brot, 219 Gramm Fleisch und 218 Gramm Fett.

Reguläre Adventskalender gab es wegen der Papierrationierung so gut wie nicht mehr zu kaufen, und wenn, dann waren sie von Nazi-Propaganda geprägt. Karl Kreß scheint dem nichts abgewonnen zu haben, auf seinem Kalender fehlt bis auf die oben erwähnten, zwei kleinen Hinweise, jeglicher Anklang an den Krieg, Uniformen und Symbole des Dritten Reichs. Vermutlich wollte er für seine kleine Familie ein Stück heile Welt und Normalität in dieser harten Zeit schaffen. Liebevoll und äußerst detailreich klebte, malte und bastelte er diesen Adventskalender. Auch der Weihnachtsmann im Vordergrund ist ordentlich bepackt.

Karl Kreß war leider kein friedliches Ende beschieden. Er gilt seit 1945 als im Osten verschollen. Ob deshalb im Türchen neben dem der jungen Frau das hinterlegte Bild als einziges fehlt? Vielleicht zeigte es den im Krieg gebliebenen Vater? Seine Witwe heiratete später erneut und lebte bis 1974 im Busch-Haus.

Die Kinder und Kindeskinder bewahrten den Adventskalender bis heute auf und spendeten ihn nun dem Museum. In nächster Zeit kann er im Rahmen einer Ausstellung von Neuzugängen im Stadtmuseum in der Beschußanstalt bewundert werden.

Nehmen wir uns ein Beispiel an Karl Kreß und bereiten unseren Lieben eine schöne und friedliche Advents- und Weihnachtszeit. (ms)

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Zella-Mehlis –
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Zella-Mehlis kann auf eine bewegte und erfolgreiche Wirtschaftsgeschichte zurückblicken. Hier wurde der Lauf von internationalen Automarken beeinflusst, Weltkonzerne gegründet und dafür gesorgt, dass James Bond die Welt retten kann. Und auch heute finden sich hier Wirtschaftszweige, die man auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Die Langversion dieses Filmes, welcher in Zusammenarbeit mit mamoni media » entstanden ist, können Sie im Technikmuseum Gesenkschmiede » sehen.

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