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Interview-Reihe „Abseits der Ausstellung“
Interview mit Maria Seeberg
Was passiert hinter den Kulissen in unseren Museen und wer ist dort eigentlich tätig? Das wollen wir Ihnen in der Reihe „Abseits der Ausstellung“ vorstellen. Den Anfang machten die bisherigen Mitarbeiter Frank Eiselt, Lothar Schreier und Jessica Keil. Heute stellt sich Maria Seeberg vor.
1. Hallo Frau Seeberg, schon im Voraus vielen Dank für das Gespräch. Bitte stellen Sie sich erst einmal selbst kurz vor!
Als gebürtige Südthüringerin bin ich nach vielen Jahren in München mit Partner und Kind wieder in die Heimatregion um Meiningen gezogen. In meiner Freizeit genieße ich die heimische Natur, lese sehr gern und liebe praktische Tätigkeiten wie Handarbeiten und Gärtnern. Der praktische/handwerkliche Aspekt hat mich neben meinem Interesse an Geschichte, Kunst und Naturwissenschaften auch dazu bewogen zu studieren und Restauratorin zu werden.
2. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ich würde mich als pragmatisch, freundlich, aufgeschlossen und ruhig bezeichnen.
3. Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Meine Familie ist mir sehr wichtig. Außerdem atme ich immer auf, wenn ich in unserer wunderschönen Natur unterwegs bin und die Ausblicke genieße. Seine Wurzeln zu kennen und die Geschichte weiterzugeben, sich aber auch aktuell weiterzubilden, bedeutet mir viel. Ein unverzichtbarer Aspekt ist der Kontakt zu Freunden.
4. Was hat Sie dazu bewogen, in den Museen zu arbeiten?
Nach langen Jahren in der Denkmalpflege, freue ich mich, mit dem Stadtmuseum Zella-Mehlis mein Spektrum zu erweitern. Hier bieten sich neue und weiterführende Perspektiven in meinem Beruf. Für Restauratoren steht die Erhaltung und Pflege von Kunst und geschichtlichen Zeugnissen im Mittelpunkt. Im Stadtmuseum Zella-Mehlis kann ich mich zudem der Erfassung und Erforschung der Objekte und der Ortsgeschichte widmen. Außerdem stelle ich fest, dass mir die Vermittlung von Heimatgeschichte großen Spaß macht.
5. Seit wann arbeiten Sie bei den Museen?
Im Juni 2022 habe ich meine Arbeit im Museum begonnen.
6. War Ihnen das Stadtmuseum schon vorher bekannt?
Durch die langen Jahre in Bayern habe ich es offen gestanden vorher nicht geschafft die Zella-Mehliser Museen zu besuchen. Damit habe ich aber offensichtlich etwas verpasst. Jetzt sauge ich alle Inhalte auf und bin überrascht über die Vielfalt der Sammlung.
7. Was fasziniert Sie an der Museumsarbeit?
Museen sind lebendige Geschichte. Sie bieten Kontakt mit Menschen, sowohl mit den Besuchern, als auch mit den „Informationslieferanten“, die historisch wichtige Gegenstände dem Museum übereignen und es mit ihren Erzählungen und Berichten bereichern und füllen. Hier kann man richtig tief in die Vergangenheit eintauchen. Ich lerne wirklich jeden Tag dazu und das können unsere Besucher auch.
8. Warum sind die Zella-Mehliser Museen nicht langweilig?
Mich beeindruckt vor allem die Vielseitigkeit der Ausstellungen. Zum einen hat jedes der drei Häuser eine eigne Ausrichtung – Stadtgeschichte, Schmiedeverfahren und historische Alltagskultur – innerhalb derer es aber auch noch eine große Vielfalt gibt. Das Spektrum reicht von Industrie bis Alltag, von Menschen/Persönlichkeiten bis Landschaft/Geologie, von vorgestern bis heute. Alle Altersgruppen kommen auf ihre Kosten.
9. Angenommen, Geld spielte keine Rolle: Was würden Sie bei den Museen verändern?
Von der Ausstellung an sich ist das Museum, bzw. sind die Museen schon sehr gut aufgestellt. Mit mehr Personal könnten jedoch die Objekte noch intensiver erforscht, erfasst und wie heute üblich digitalisiert werden. Einige Sachen in den Depots könnten konserviert/restauriert werden. Es wäre mehr Zeit, Sonderausstellungen auf die Beine zu stellen, welche Depotschätze präsentieren oder Aspekte von Zella-Mehlis, dessen Geschichte und Umgegend beleuchten, die in der Dauerausstellung keinen oder nur wenig Platz finden können. So lebt das Museum und bleibt auch für Kenner der Dauerausstellung spannend. Eine Idee wäre nicht nur Sachzeugnisse zu präsentieren, sondern, wie bereits an einigen Stellen begonnen, auch akustisch oder haptisch etwas aufzurüsten.
10. Was wurde bei den Museen bisher erreicht, worauf Sie stolz sind/einen großen Anteil hatten?
Als Teilzeitkraft und noch recht frisch im Museum, bin ich noch in der Einarbeitungsphase. Dennoch konnte ich schon eine kleine Verbesserung in der Dauerausstellung erreichen und ein Objekt des Monats vorstellen. Ich hoffe, mich auch künftig mit meiner ursprünglichen Profession (Konservierung und Restaurierung) mehr einbringen zu können.
11. Ein paar Worte zum Schluss …
Meiner Meinung nach geht es uns hier und heute so gut wie noch nie in den Jahrhunderten zuvor. Wir sollten uns dessen sehr bewusst sein, weiter an einem friedlichen Miteinander arbeiten und nicht immer alles schlecht reden. Ein Blick in die Museen und damit auf unsere Geschichte kann uns dabei helfen. Immer interessiert bleiben!
Glossar
Museum
"Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch."
ICOM-Museumsdefinition 2023